Liebe Susanne,
Ich sitze bei Videokonferenzen tatsächlich mittlerweile immer vor unserem Bild. Also wir besitzen genau ein richtiges Bild. Nicht wirklich teuer, aber man erkennt doch sofort, daß es von einer richtigen Malerin richtig gemalt wurde. Da wird man dann quasi selber zu Kunst.
Das musste ich aber auch erst lernen. Mein WDR-Redakteur macht sich heute noch darüber lustig, daß ich um 16.00 Uhr im Pyjama zum Zoomen erschienen bin. Ich habe ihm nicht verraten, daß es gar nicht mein Schlafanzug war. Den hatte ich nämlich sogar um 15.55 Uhr wirklich noch an gehabt. Bin dann aber schnell zum Angeben in meine Trainingssachen geschlüpft.
Leider sieht mein Fitnessdress für WDR-Redakteure wohl wie ein Schlafanzug aus.
Nun ja, tatsächlich habe ich in ihm ja auch häufiger geschlafen als trainiert. Vielleicht hat sich das arme Kleidungsstück einfach an sein Aufgabenfeld angepasst.
So wie meine Handwerkerhose, die mittlerweile auch eher wie eine Netflixhose aussieht. Ich habe überhaupt viel Funktionskleidung.
Müslihemden, auf denen man die Joghurtflecken nicht so sieht.
Müllrunterbringschuhe, die noch nicht kaputt genug zum wegschmeißen sind, aber doch schon zu gebrechlich, als daß man sich mit ihnen noch weiter, als bis in den Innenhof traut.
Regenkleidung, die ich bei Regen trage, aber nur drinnen, weil sie empfindlich gegen Feuchtigkeit ist.
Außerdem natürlich jede Menge Schreibklamotten. Die ich extra zum Schreiben anziehe. Eigentlich nur, um die Zeit, in der ich so dasitze, vor mich hinstarre und vermutlich über etwas nachdenke, was ich sofort wieder vergesse, mit Sinn zu füllen.
Wenn ich meine Schreibsachen anhabe, ist es Arbeit. In normaler Kleidung wäre es ja nur ein vor mich hindösen. Das könnte ich mir schon rein zeitlich gar nichts leisten.
Also ziehe ich mir meine Schreibsachen an und schon ist alles was ich mache quasi Dienst.
Manchmal schlafe ich sogar in meinen Schreibsachen. Dann habe ich gefühlt die ganze Nacht durchgearbeitet. Danach bin ich dann aber auch ganz schön kaputt. Aber das ist ja ohnehin häufig. Also das ich direkt nach dem Aufstehen wahnsinnig müde bin. Ich nehme an, daß mich schlafen oft wahnsinnig anstrengt. Sonst wäre ich ja beim Aufstehn nicht so kaputt.
Gibt es eigentlich schon ein Start-Up, das auswechselbare Hintergründe für Videokonferenzen vertreibt?
Also bedruckte Leinwände, die man hinter sich aufhängt. So daß man immer das passende Ambiente mit nur wenigen Handgriffen herstellen kann?
Wollen wir nicht sowas gründen?
Eine Firma für schnell austauschbare Videokonferenzhintergründe?
Oder ein Fachgeschäft für Arbeitskleidung für Alleine-Zuhause-Arbeiter und innen.
Wie reich man wahrscheinlich werden könnte, wenn man Lust hätte zu machen, was einem so einfällt. Gut, daß wir auch so zurechtkommen.
Zufriedene Grüße
Horst