#36 Flatten the Horst

Liebe Susanne,

auch ich habe seit Corona schon mehr als zweieinhalb Kilo zugenommen. Ich sehe diese Entwicklung mit großer Sorge und versuche den Verlauf dieser Bruttogewichtsneuzunahme bereits seit einiger Zeit durch statistische Erfassung unter Kontrolle zu kriegen.

Zu Beginn der Krise, als mir der sprunghafte Anstieg des Körpergewichts zum ersten Mal auffiel, habe ich es mit „flatten the Horst“ versucht. Es ging einfach darum, die Geschwindigkeit der Gewichtsverbreitung zu bremsen. Also die Zahl der Tage, in denen sich die Grammzahlen der Gewichtszunahme verdoppelt haben, immer weiter zu strecken. 10 bis 14 Tage waren mein Ziel. Als dies erreicht war, habe ich auch die Reproduktionszahl R genauer beobachtet, Sie musste unter eins (R1) sinken. Also jedes neue Gramm Körpergewicht durfte nur noch ein weiteres Gramm Körpergewicht verursachen. Besser natürlich weniger als ein Gramm. Ideal wären R 0,2 oder 0,3. Dann könnte ich den Gewichtszunahmevirus eventuell austrocknen und dadurch schon bald zu einem vergleichsweise normalen Leben zurückkehren.

Es gab Stimmen in meinem Körper, die gerne auf die Strategie des Herdenübergewichts gesetzt hätten. Dies hätte bedeutet, daß man einfach 70 bis 80 Prozent der Gesamtbevölkerung durchübergewichtet. Wodurch die dann irgendwann so dick sind, daß mein Übergewicht in der Gesamtbevölkerungsmasse gar nicht mehr auffällt. Doch diese Strategie ist jetzt vom Tisch. Auch weil man nicht weiß, ob Übergewicht nicht doch auch für junge Menschen schwere Verläufe haben kann.

Stattdessen jetzt also Austrocknen und dann „trace the trail“, wo ich eben hoffentlich bald schon jede Neugewichtszunahme exakt zur Ursprungskalorie zurückverfolgen kann. Jeden Gewichtsveränderungsverlauf dokumentieren und wahrscheinlich per HandyApp direkt den zuständigen Körperorganen melden kann. Ich denke, damit kriege ich das Ganze in den Griff. Ich habe ein gutes Gefühl.

Wird bestimmt nicht einfach, aber wenns einfach wäre, könnte es ja jeder.

Viel Erfolg uns allen

Horst