#69 Na, was machst du gerade?

Lieber Horst,

Ach ja, der Sickereffekt.
„Es darf kein Freibier für alle geben“ ist ja mein persönlicher Satz des Tages, das hat der Chef der Wirtschaftsweisen vorhin gesagt. Das „Freibier“ – in dem Fall Familienboni und Konsumgutscheine für die breite Bevölkerung – würde vermutlich auch nicht von unten nach oben sickern.
Ich verstehe seinen Punkt  und meine Bereitschaft, auf das Freibier zu verzichten, ist durchaus gegeben – wenn wir im Gegenzug denn bitte auch den Champagnerfluss am anderen Ende der finanzwirtschaftlichen Nahrungskette ein wenig drosseln könnten, bitte. Aber dann würden die Wirtschaftsweisen am Ende womöglich zu Wirtschaftswaisen? Wer weiß.
Und bevor ich mich da jetzt reinsteigere, nutze ich die Gelegenheit doch lieber anderweitig.
Achtung, es folgt eine virtuelle Umarmung.

Ich will an dieser Stelle nämlich einfach mal Danke sagen.
Uns erreichen in all diesem Krisenfrust immer wieder so freundliche, aufmunternde Worte und auch in unserem Spendenhut hat sich inzwischen mancher Taler angefunden.
Beides ist großartig.
Ihr seid großartig!

So, das musste mal gesagt werden…

Dass Du beim Surfen im Netz bei tagespolitischen Debatten landest, Horst, finde ich beachtlich. Bei mir endet sowas meistens im völlig sinnfreien Raum.
Seit es das Internet gibt, ist Prokrastinieren ja so viel leichter geworden. Und wenn ich was kann, dann ist es prokrastinieren. Wenn ich im nächsten Bewerbungsgespräch gefragt werde: „Frau Riedel, wo sehen sie denn ihre persönlichen Stärken?“ kann ich mit großer Überzeugung sagen: Im Prokrastinieren macht mir keiner was vor.

Wenn man jemanden anruft, ist „Na? Was machst Du gerade?“ sicher eine der gängigsten Einstiegsfragen. Nicht besonders originell, aber nun, auch ich stelle sie häufig. Die schönsten Antworten, die ich darauf in letzter Zeit bekommen habe, waren
„Ich lerne Georgisch“
„Ich nähe den Insektenschutz meines Fahrradhelms“
„Ich baue ein Hochbeet“ und, mein Favorit:
„Ich sauge den Keller“.

Merkst Du was? Die Leute tun alle so sinnvolle Dinge, Horst.
Und es macht mir ein bißchen Angst, dass andere Leute offenbar Keller haben, die man saugen kann. Bei uns ginge das gar nicht. Den Boden unseres Kellers habe ich das letzte mal bei unserm Einzug gesehen, vor etwa 18 Jahren. Und auch da nur ganz kurz.

Jedenfalls bin ich sehr froh, dass gestern niemand angerufen und gefragt hat: Was machst Du gerade.
Die Antwort hätte nämlich  gelautet: Ich sitze seit Stunden am Computer und denke mir unsinnige Bandnamen aus.
Kollege Jakob hatte nämlich auf Facebook dazu aufgerufen, Bandnamen zu ruinieren, indem man nur einen einzigen Buchstaben austauscht. Also Rolling Scones zum Beispiel.

Was ich immerhin beisteuern konnte waren (Trommelwirbel):

  • die Pot Shop Boys
  • Afrosmith und
  • Rasenstolz.

    Womit wir ja fast schon wieder beim Fußball wären.

    Mit dieser Steilvorlage lasse ich Dich jetzt mal alleine und sende Dir viele helle Grüße in den verhangenen Tag,

Susanne