Liebe Susanne,
am Wochenende habe ich zufällig einen ehemaligen Fast-Mitschüler getroffen.
Soll heissen, wir waren zwar nicht im selben Jahrgang, aber haben doch beide an der Graf-Friedrich-Schule in Diepholz unser Abitur gemacht. Also jeder sein eigenes natürlich.
In jedem Falle erzählte er mir von einem gemeinsamen Bekannten, der mittlerweile vier Kinder von vier verschiedenen Frauen hat. Alle unehelich, denn verheiratet war er die ganzen Jahre mit einer anderen Frau, die wiederum drei Kinder von drei verschiedenen Männern hat. Keines jedoch von ihm. Wohlgemerkt: Alle Kinder sind während ihrer gemeinsamen Ehe geboren.
Wann immer ich solche Geschichten höre, denke ich denselben Gedanken. Gut, so eine Geschichte hatte ich vorher noch nie gehört. Aber wann immer ich ähnliche Geschichten höre, denke ich wirklich stets denselben Gedanken.
Ich denke: Alle anderen erleben mehr als ich. Bei denen ist einfach mehr los in ihrem Leben. Irgendwie.
Ich habe kein einziges uneheliches Kind, Also außer meinem eigenen. Aber das ist ja nur unehelich, weil wir nicht verheiratet sind. Das gilt nicht. Ich habe kein normal uneheliches Kind. Außerhalb der Beziehung. Und da bin ich mir zu allem Überfluss auch noch ganz, ganz sicher. Das macht es nicht besser.
Dabei wäre ich garantiert ein sehr guter unehelicher Vater. Ich würde alles richtig machen. Wäre verständnisvoll, behutsam mit dem Kind und aufrichtig interessiert die Mutter kennenzulernen. Immerhin hätte ich die ja noch nie in meinem Leben gesehen. Aber wenn unser Kind uns einander vorstellen wollte, würde ich mich dem nicht verweigern.
Regentage haben ihre ganz eigenen Gedanken sagt man. Der heutige hat das bei mir aber mal so richtig bestätigt.
Es winkt und grüßt Dich
Horst