Lieber Horst,
Die Corona-Welle schwappt durchs Land. Was für seltsame Zeiten. Letzte Woche haben wir beim Frühschoppen noch voller Leichtigkeit über Hysteriker gelästert und Klopapier verlost… und dann ging plötzlich alles sehr schnell. Ein paar Tage später waren die Bühnen dicht, die Schulen seit heute ebenfalls, und auch Alex ist plötzlich im Homeoffice.
Wie viele andere, die sich sonst im Alltag eher die Klinke in die Hand geben und darüber klagen, dass sie sich zu selten sehen, sind auch wir nun zu Hause.
Immer.
Alle.
Das ist, hm, wie sag ich es jetzt. Sagen wir einfach, es ist interessant.
Ich höre, dass viele über die steigenden Geburtenraten reden, mit denen in zehn Monaten zu rechnen sei, bei all dem unverhofften Miteinander in den eigenen vier Wänden, zwinkerzwinker. Ich frage Dich: Warum zur Hölle redet keiner über die Scheidungsraten?!
Auch die Stimmung in der Stadt, wenn man denn doch mal zum Einkaufen das Haus verlässt, ist angespannt.
Kurzum – es ist nicht leicht dieser Tage, die schönen Dinge im Auge zu behalten. Lass es uns trotzdem versuchen.
Ich fang mal an:
Der Himmel ist blau, der Frühling weiß nichts von Corona und beeindruckt mich mit seiner unbeirrbaren Schönheit.
Die ersten flauschigen Mauerbienen machen es sich auf unserem Balkon gemütlich.
Die Versicherung hat gezahlt und ich habe mir noch schnell ein neues Fahrrad gekauft, bevor die meisten Geschäfte morgen schließen. Ich habe jetzt also ganz offiziell mein eigenes Hamsterrad!
Liebe Grüße,
Susanne