Lieber Horst,
Was den guten Willen und die linken Hände beim Werken angeht – da haben wir was gemeinsam.
Als ich das letzte Mal ein Ikea-Schrankteil zusammengebaut habe…
Ich sag mal so, es kam aus der Serie Lekman, und das Wort hab ich beim Aufbauen dann auch immer mal wieder laut gerufen.
Ach ja, und noch etwas fiel mir wieder ein.
Ein kurzer Dialog, der auf meiner letzten Dienstreise stattfand. In einer kleinen Pension im niedersächsischen Nirgendwo, die damit wirbt, dass sie „Monteurzimmer / Frühstück ab 6 Uhr“ anbietet, kam ich mit einem Vertreter am Nebentisch ins Gespräch, der sich mir mit den grandiosen Worten vorstellte: „Ich mache in Sanitäranlagen!“
Ich fragte mich sofort: Tun wir das nicht alle?, sagte es dann aber doch nicht laut.
Vom Vatertag habe ich in diesem Jahr gar nichts mitbekommen, hier war es total still in den Straßen, kein bierseliger Bollerwagen weit und breit. Ob es am Aufruf der Berliner Polizei lag? Die hatte morgens auf Twitter zur Einhaltung der Anstandsregeln gemahnt:
„Liebe Herren, bitte seien Sie bei Ihren Ausflügen wie das Einhorn – freundlich und flauschig. Man sieht Einhörner selten, sie treten wohl nicht in größeren Gruppen auf.“
Deeskalation zum Liebhaben. So hab ich´s gern.
Ansonsten bin ich heute ein wenig neben der Spur, ich habe einfach viel zu wenig geschlafen.
Eine Freundin hatte neulich erzählt, sie habe gehört, dass die Vögel in der Stadt derzeit viel leiser seien, seit sie nicht mehr gegen so viel Flug- und Straßenlärm ansingen müssen. Ich kann das nicht bestätigen. Was ich sagen kann: Morgens um vier ist bei mir die Spanne zwischen den Gedanken „Oh wie schön, da singt eine Amsel“ und „Kann man Amseln eigentlich grillen?“ sehr gering. Gott sei Dank wurde dann um sechs das Altglas abgeholt, das hat mich sehr wirkungsvoll von der Amsel abgelenkt.
An Tagen, die so anfangen, sollte man sich nichts Wichtiges vornehmen und ein bißchen Nachsicht mit sich selbst haben. Zwischendurch sollte man sich immer mal wieder selber in den Arm nehmen.
Meine Clematis macht das genauso, guck!
Ein bißchen verpeilt und überaus herzlich grüßt Dich
Susanne